Jesus-Christus-Kirche Duisburg

Umbau und Erweiterung
Jesus-Christus-Kirche
in Duisburg Buchholz

Bauherr Evangelische
Kirchengemeinde Trinitatis
Wettbewerb 2008, 1.Preis
Fertigstellung 2019
Team: Carlos Gutierrez,
Konstantin Pichler
Wettbewerb: Konstantin Pichler,
Jochem Kastner

Lange bevor der Arbeitstitel „Kirche zukunftsfähig machen“ in der Gemeinde Trinitatis in Duisburg Buchholz entstand, wurden von der Gemeinde Untersuchungen durchgeführt, die Antworten darauf geben sollten, ob die Jesus Christus Kirche – erbaut vor fast 50 Jahren von dem Architekten Friedrich Kreidt – den heutigen Aufgaben einer evangelischen Kirche technisch und inhaltlich noch voll erfüllen kann.

Die für einen Kirchenraum notwendige Kontemplation ist durch die erstaunlich modern gestalteten Lichtwände und den gerichteten Raumzuschnitt mit seiner ehrlichen und unverstellten Materialität bestimmt und seit Beginn etabliert. Der Raum ist robust und er hat etwas besonderes, obwohl er fast nichts ist, als der Raum selbst mit zwei Kragplatten als Emporen. Aber genau das ist seine Stärke. Der Raum bietet in seiner Offenheit Möglichkeiten in alle Richtungen.

Schon allein das ist ein zukunftsfähiges Fundament, eine gute Grundlage, ein idealer Raum. Aber die Erfahrung mit dem Raum zeigte dem Pfarrer auch seine Grenzen auf. Man könnte mehr, wenn man weitere Möglichkeiten hätte. Man musste zugeben, dass die Kirche in die Jahre gekommen war. Die Deckenverkleidungen waren durch nahezu nicht vorhandene Dämmung schwarz verfärbt. Es wurde beschlossen, die Auflage der Dachkonstruktion zu prüfen. Auch die optisch mitgenommenen Dachbinder und die Deckenverkleidungen aus Holz sollten saniert werden. Zu dem kam, dass die Bühnentauglichkeit bei Veranstaltungen und Vorführungen viel zu schnell an ihre Grenzen stieß. Die Lichtführung war unzulänglich. Die Kirche war als Sprechkirche konzipiert, der Klang zu trocken. Das sollte geändert werden.

Die Sorge machte sich breit, dass die Gemeinden mit der Bevölkerung schrumpfen. Die Jesus Christus Kirche war ursprünglich für über 600 Besucher konzipiert. Für heutige Zwecke war sie zu groß. Im heutigen Alltag und angesichts des Problems der schrumpfenden Gemeinden ist jeder Pfarrer froh, eine kleine Kirche zu haben. Doch die Gemeinde wollte nicht einfach eine kleine Kirche. Die große Kirche bot für die großen Festtage Weihnachten, Ostern und Konfirmation gerade mal ausreichend Platz, warum also aufgeben?

Wir schlugen vor, an den Emporenrändern Schiebeelemente aus elegantem Holz einzubauen, die bei Bedarf zur Seite geschoben werden können. So können für den Alltag Gruppenräume abgeteilt werden. Gleichzeitig verkleinert sich der Kirchenraum erheblich, die Kirche würde im Alltag „voller“ wirken. Der Pfarrer hätte also seine kleine Kirche in der großen. Zu Weihnachten Ostern und zur Konfirmation werden die Seitenräume aufgelöst und der Platz für die vielen Besucher wieder frei. So kann die Kirche zu jeder Zeit auf die besonderen Bedürfnisse der Zeit unkompliziert reagieren und vergrößert werden.

Die Dramaturgie des Kirchenraums konnte so gesteigert werden, indem die Dominanz des Altarbereichs durch die flankierenden Emporenräume von der Seite und einem erhöhten Lichtdruck von oben nachhaltig unterstrichen wird. Das traf die Vorstellungen des Pfarrers der Zukunft. Die Idee war geboren, die Zukunftsmusik geschrieben, die Fundamente für zukünftiges gelegt. Alles stand unter einem Credo: Möglichkeiten schaffen – nicht verstellen.

Unter Berücksichtigung aller Alternativen wurde das Kupferdach erneuert, da sich eine kostengünstige Synergie mit der Einbringung der Dämmung auf dem Dach ergab. Für den erhöhten Lichtdruck auf den zukünftig vergrößerten Altarraum wurde ein größeres, in den Proportionen abgestimmtes Lichtdach konzipiert. Hier wurde weitgehend nicht sichtbar eine Bühnebeleuchtung eingebracht, damit auch ohne Tageslicht der zukünftige sowie der jetzige Altarraum eindrucksvoll mit Licht betont und bespielbar gemacht werden kann. Um störendes Tageslicht bei Bedarf eindämmen zu können wurde ein für die Besucher weitgehend nicht sichtbarer Blendschutz aus Tüchern installiert, der elektrisch steuerbar ist. Unter Berücksichtigung des neuen Tageslichteinfalls wurde das Kunstlicht eingebaut. Es flankiert die Altarachse über den Plätzen und unterstreicht die Ausrichtung des Raumes. Die neuen Leuchten in der Farbe des Daches spenden vielfältiges stimmungsvolles wie nützliches Licht. Leselicht wird kombiniert mit addierbaren, sogar farbigen Lichtstimmungen, was je nach Anlass und Veranstaltung ein völlig neues Raumgefühl erzeugen kann. Nicht nur die Orgel erscheint in neuem Licht als sei sie gerade poliert worden. Besonders der Altarraum kann vielfältig durch den gezielten Einsatz von Tages-und Kunstlicht in seinem Ausdruck variieren.

Eine Verbesserung der Akustik zu Gunsten musikalischer Vorführungen wurde durch die neu eingebrachte Verkleidung des Daches und der Emporen verbessert. Heute ist hier im Raum der Kirche die Musik präsenter und stimmungsvoller.

Die feste Bestuhlung wurde durch eine flexible ersetzt und auf einen neuen Holzboden gestellt. Die ersten Schritte zur zukunftsfähigen Kirche sind getan. Die Kirche hat eine frische Atmosphäre erhalten, sie wirkt modern und einladend.