Gemeindehaus Heiligenhaus

Neubau Gemeindezentrum an der
Alten Kirche in Heiligenhaus
Bauherr: Evangelische Gemeinde Heiligenhaus

Wettbewerb 2010,  1. Preis
Fertigstellung 2013
Team: Nicola Nora Müller, Fritz Keuthen,
Konstantin Pichler
Wettbewerb: Fritz Keuthen,
Konstantin Pichler, Jochem Kastner

Vorgefundene Situation

Die denkmalgeschützte Alte Kirche bildet als Ensemble mit der benachbarten Schule und der am Eingang stehenden Luthereiche einen architektonischen Höhepunkt der Stadt Heiligenhaus — nicht nur aus denkmalpflegerischer Sicht.

Städtebauliches Konzept

Der Baukörper des neuen Gemeindehauses wird im Süden der Kirche platziert, die Längsseiten von den Giebeln des historischen Baus zurückversetzt. Durch die Form und seine Position gelingt eine eindeutige Zuordnung und Gliederung der freiräumlichen Bereiche in der angemessenen Proportion auf besonders unaufwändige Weise. Es wird nun möglich, alte Wegebeziehungen im Westen zu belassen und zu stützen und neue Wege im Osten zu öffnen. 
Neue Adressen werden mehrfach generiert. Eine besondere, allseitige Herausstellung der Alten Kirche – dem für Heiligenhaus bedeutenden Denkmal und zukünftigen Zentrum der Kirchengemeinde – wird ermöglicht. Ein neuer Baustein wird im Kanon des bestehenden Ensembles Kirche-Schule-Luthereiche eingefügt.
Das neue Gemeindehaus greift den Gebäudetypus der Alten Kirche in seiner Form auf und wird ergänzt mit großzügig einladender, allseitig gläserner Offenheit im Erdgeschoss. Darüber hinaus werden Materialität und Haptik aus den angrenzenden historischen Bauten abgeleitet und modern mit reduktiven Mitteln interpretiert.
Der neue Baukörper steht in angemessener Distanz zum Kirchhaus. Kirche und Gemeindehaus behalten so ihre Eigenständigkeit im städtebaulichen Kontext und damit ihre jeweilig besondere Stellung für die Gemeinde und in der Gemeinde. Durch die gemeinsame Dachform wird gleichwohl die Beziehung und Zugehörigkeit beider Häuser formuliert. Durch seine höhere Trauf- und Firsthöhe bleibt die Kirche erstes Haus.

Funktion
Die kompakte Funktionalität des gesamten Gebäudes, das Foyer mit direktem Zugang zu Kirchraum und historischem Pfarrhaus bietet ein außergewöhnlich breites Nutzungsprofil:
Der gläsern geöffnete Saal im Erdgeschoss bildet ein neues multifunktionales Zentrum im Gebäudeensemble Kirchraum – Gemeindehaus – historisches Pfarrhaus in Synergie mit den neu proportionierten Außenräumen. Die kurze direkte Verbindung zum Kirchraum bildet die Brücke zum Gemeindehaus und mündet unmittelbar im Foyer. Die erdgeschossigen transparenten Fassaden zeigen zu allen Tageszeiten die Lebendigkeit des Gemeindelebens und laden ein.
Zu besonderen Anlässen lassen sich die Gruppenräume des Erdgeschosses durch Öffnen der Trennwände flexibel vergrößern. Durch zusätzliche Öffnung der Fassaden können Außen – und Innenraum, Saal, Kirchgarten und Kirchplatz zu einem großen bespielbaren Garten umgewandelt und für Feste und Veranstaltungen der Gemeinde und seinen Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden. Die im Erdgeschoss angrenzenden und dienenden Funktionen wie Küche und WC können unkompliziert einbezogen werden.

Im Obergeschoss sind Gruppenräume, ein „stiller Raum“, ein Büro und Nebenräume funktional eingerichtet. Die Satteldachform erlaubt im Firstbereich die Aufnahme der Lüftungsanlage und eines Aktenlagers. Der Jugendraum  im Untergeschoss kann von zwei Seiten separat erschlossen werden. Der interne Zugang wird im östlichen Kirchgarten durch eine offene Treppe und somit natürlicher Belichtung und Belüftung ergänzt. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei.

Freiräume

Die Qualität der Freiräume um das neue Gemeindezentrum stellt sich offen und kommunikativ das Gemeindeleben fördernd dar:

Kirchvorplatz

Eingefasst von überschaubaren Natursteinmauern und abgeschirmt zur Straße dominiert die vorhandene Luthereiche die Eingangssituation. Hier trifft man sich vor und nach dem Kirchgang und verabredet sich zu gemeinsamen Aktivitäten.

Kirchplatz

Der Kirchplatz ist großzügig und offen gestaltet, so dass ein vielfältiges Miteinander für Feste und Aktivitäten der Gemeinde kultiviert werden kann. Räumlich wird der Platz in grünen Rändern durch eine Baumreihe dominiert.

Die notwendigen Besucherstellplätze sind oberirdisch angeordnet und erschließen auf kurzem, barrierefreiem Weg das Gemeindezentrum. Natursteinmauern definieren den Kirchhof als Platzfläche.

Kirchgarten

Der Kirchgarten ist ein Ort der kontemplativen Entspannung. Im Gegensatz zum Kirchplatz wird er von üppigem Grün definiert, dessen Charakter zum Schauen und Verweilen einlädt.

Kirchhof

Als dem historischen Pfarrhaus  zugeordneter kleiner Platz entwickelt dieser Freiraum eine eigenständige Identität mit Charme und Funktionalität.