Stammhauskirche Kaiserswerth

Stammhauskirche Kaiserswerth
Bauherr Kaiserswerther Diakonie   
Wettbewerb 2008, 2.Preis
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Öffnung und Eingang
Die Stammhauskirche der Kaiserswerther Diakonie soll zukünftig nicht nur als einladender Ort der geistige Mittelpunkt des Altenzentrums bleiben, sondern auch als Stadtkirche mit Nutzungen wie z.B. öffentliche Konzerte und Ausstellungen im Herzen der Gemeinde Kaiserswerth ihren Platz finden. Dieser geplanten Öffnung der Kirche und künftigen neuen Nutzung entspricht der neue Weg in den Kirchenraum. Dieser führt vom neu gestalteten Vorbereich, über eine große Freitreppe als adäquates festliches Entree direkt in den Kirchenraum. Die neue Treppe repräsentiert den Übergang vom städtischen Leben zum liturgischen Ort der Kirche. Der neue Zugang, als gefärbter Sichtbetonkörper, ist deutlich als neues Element erkennbar. Das Aggiornamento, das „Heutigwerden“ der Kirche wird ablesbar. Der Vorbereich führt zu Begegnungen vor und nach der und bei kulturellen Veranstaltungen. Die geplante Fassadenbegrünung des kleinen Hofes folgt der Idee einer Geste von Offenheit und Willkommen.
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Liturgie und Raumbezüge
Die Grundidee für die Gestaltung des Kirchenraums besteht darin, die vorgefundenen Qualitäten des Raumes – seine einladende und behagliche Stimmung – zu bewahren und die sakrale Wirkung des Raumes zu unterstreichen. Dies geschieht einerseits durch die Neuordnung vorhandener Elemente und andererseits durch eine formale Zurückhaltung in der neuen Farb- und Materialwahl. Geprägt wird der Charakter des schlichten und selbstbewussten Kirchenraums durch die warmen Materialien des Bodens und der Emporen aus Holz, dem weißen, im Licht schimmernden Putz der Wände der ebenso hellen Lackierung der Decke und den neuen Kirchenstühlen aus Holz mit geflochtener Sitzfläche: Ein Ort der Einkehr und des Gebetes. Entsprechend neuerer liturgischer Auffassung rückt der Altar mehr in die Mitte, um welche sich die Gemeinde versammelt. Auf diese Weise wird die Idee des christlichen Miteinanders verstärkt.
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Die Prizipalstücke sind in das zurückhaltende Konzept formal eingeschlossen. Die Möglichkeit, die Prizipalstücke zu bewegen, macht die flexible Nutzung des gesamten Kirchenraums möglich. Hinsichtlich einer zukünftigen Öffnung für neue Nutzungen wird eine Ergänzung eines Taufbeckens seitlich vor dem Chor vorgeschlagen. Der Sakralraum wird geschärft durch die Überarbeitung seiner Materialien und die Reduktion der  Deckenfläche auf seine skulpturale, gefaltete Form. Die Erhabenheit des Raumes wird hierdurch erlebbar herausgehoben.
Die Decke hält, als sichtbar neues Element, eine umlaufenden Abstand zu den bestehenden Wänden. Sie wird als glatte optisch fugenlose Holzdecke aus fein geschlitzten Elementen unmittelbar unterhalb der bestehenden Konstruktion realisiert und optimiert die bereits vorhandene gute Raumakustik. Sie beinhaltet die gesamte Technik und Leitungsführung und lässt diese hierdurch dezent in den Hintergrund treten. Elemente wie die elektromotorisch betriebene Leinwand und die für Filmvorführungen und ähnliches notwendige Verdunklungsrollos werden in der Fuge zwischen der Decke und der Außenwand, vom Raum aus nicht sichtbar, installiert. Ebenso werden in der Fuge Teile der Lautsprecheranlage, nicht sichtbar, untergebracht.
Die vorhandenen Emporen zusammen mit dem Holzfußboden geben dem Raum Geschichte und Authentizität. Um die Qualität des vorhandenen, historischen Holzfußbodens in besonderer Weise zur Geltung zu bringen, werden die Holzdielen abgeschliffen, lasiert und mit Wachs versiegelt. Zur Erzielung einer ruhigen einheitlichen Gestaltung aller Holzoberflächen, wird in der gleichen Weise mit den Emporen verfahren.
Ein Orgelumbau wird zugunsten einer formalen Angleichung vorgeschlagen.
Nach der erfolgten Befundung der historischen Wandmalereien werden in Abstimmung mit der Denkmalpflege, die Wände mit einem neuen dünnschichtigen weißen Putz gespachtelt. In den Putz sind kleinere Quarzstücke eingemischt. Auf diese Weise werden, entsprechend dem Lichteinfall, die Wände unterschiedlich hell und dunkel changieren.
Die Gläser der Fenster werden getauscht, die vorhandenen Stahlrahmen aufgearbeitet. Das Tageslicht, das durch die neuen transluzenten weiß satinierten Gläser in den Sakralraum strömt, wird zu einem prägenden Element im Erleben des Kirchenraums werden.
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Kunstlicht und Liturgie
Die allgemeine Beleuchtung erfolgt zum einen über Pendelleuchten im Hauptraum und zum anderen über Einbauleuchten im Bereich der Emporen und indirekter Beleuchtung der Decke im Kreuzungspunkt über dem Altar.
Das akzentreiche Licht der Pendel- und Einbauleuchten beleuchtet den Raum funktional und gleichzeitig atmosphärisch. Die indirekte Beleuchtung setzt einen Schwerpunkt im Bereich der Altarinsel und füllt den Raum an dieser Stelle mit weichem fließendem Licht.
Auf den Emporen werden zusätzlich Leuchten als Wandaufbauleuchten, vom Hauptraum aus nicht sichtbar, positioniert. Dieses Licht akzentuiert zusätzlich den Bereich der Altarinsel bzw. einzelne ausgewählte Objekte auf dem Altar. Dieser Leuchtenstandort bietet darüber hinaus zusätzliches Licht für z.B. Bühnen- oder Konzertnutzung.
Der Chorbereich wird in ein ruhiges, zurückhaltendes indirektes Licht getaucht. Die Objekte des Chores (Kreuz) werden zusätzlich akzentuiert. Die Leuchten werden zurückversetzt hinter den Wandvorlagen, vom Hauptraum aus nicht sichtbar, positioniert.